Der Norden Spaniens

mit über 48 Kite-Spots warten darauf, endlich entdeckt zu werden.

Wildes Wetter und grandiose Landschaft

Die iberische Provinz bietet 1.659 km Küstenlinie und 300 km Strand. Zum Teil mit makellosem Sand und ohne Hochhäuser, lärmende Touristen und Plastikmüll. Hier hackt es verläßlich aus Nordosten an der Küste entlang. Der Wind stammt aus mächtigen Wettersystemen: Die Westküste wird von den Rändern des Azorenhochs durchkämmt. Verstärkt werden die Winde des rechtsdrehenden Hochdruckgebiets im Sommer durch linksdrehende Hitzetiefs über dem spanischen Landmassiv. Der Wind schiebt sich dann von Norden durch die beiden Walzen und fegt die Küste hinab. Nortada nennen die Einheimischen den starken Luftstrom.

Den Schwarzweiß-Film darf man in Galicien getrost zu Hause lassen – aber nur so lange das Wetter hält, denn das erinnert mitunter an eine Spülmaschine – Vollwaschgang mit anschließendem Trockenprogramm. Nässe und Nebel bringen jedoch auch ihre Vorteile. So leuchtet Galicien in einem für Spanien ungewöhnlich kräftigen Grün. Fast doppelt so viel Regen wie in Hamburg prasselt hier auf die Erde. Der Atlantik treibt neben sattem Swell auch feuchte Meeresluft an die Küsten. In den über 2.000 m hohen Bergen entlädt sich dann das Nass je nach Laune in Wolkenbrüchen oder Dauerniesel. Wenn die Einheimischen hier nicht Spanisch sprechen würden, könnte man sich in Irland wähnen. Die raue Waschanlage des Atlantiks hinterließ ihre Spuren an den Küstenabschnitten Galiciens: Schroffe Felsen verlaufen sich in weichen, weißen Sandstränden. Türkisblaues Wasser rauscht an saftig grüne Ufer.


An den Rías, den schlauch- und trichterförmigen Flussmündungen, bieten sich für Entdecker nicht weniger als 48 Kitespots an. Am Nordhorn Galiciens (Galicia Ría Altas) sind besonders beliebt:

Arealonga: Im Westen des Leuchtturms Punta de la Estaca de Bares liegt ein Lagunenspot, der von einer Nordost-Thermik versorgt wird. Hier gibt es feines Flachwasser zum Trainieren.

Santa Comba: Zum Fürchten bei Flut, zum Wellenabreiten bei Wind aus dem Südwesten. Trödeln darf man nicht – die Wellen laufen sehr schnell.

San Xurxo: Eine gigantische Steilküsten-Kulisse gibt dem Spot etwas Majestätisches. Der Spot funktioniert bei Nordost und Südwest.

Doniños: Unter Waveridern ein klingender Name. Der lange Sandstrand mit Channels zwischen den Breaks ist nur zwischen Low- und Hightide gut fahrbar.

Ares Seselle: Ein Spot für alle Könnensstufen dank der sichelförmigen Bucht.

Kitespots an der Costa da Morte („Todesküste“)

Rostro: Hier ist das Ende der Welt in Rufweite zum Cabo Finisterre. Wegen der Strömung sollten nur Könner in die bis zu drei Meter hohen Wellen. In den wärmeren Monaten findet man hingegen oft schöne Wellen, die geordnet nach rechts oder links brechen. Die häufigste Windrichtung – Nordost – wird hier durch die Thermik auf Nord umgeleitet – was in Sideshore bis Side-Onshore-Wind resultiert. Bei starker Thermik kann man am nördlichen Ufer, in der Nähe von Padris, aufbauen. Meist teilt man sich die ganze Bucht mit einer Hand voll Wellenreitern. Bleibt die Thermik aus, wird der Wind böiger und bläst stärker östlich; dann empfiehlt sich das zwei Kilometer entfernte südliche Ende der einsamen Bucht.

Ancoradoiro: Der Wind wird im Sommer thermisch verstärkt, die Wellen sind gemäßigt. Die Meeresbuchten an der Nord-Süd-Küste nennt man Rías Baixas Aguieira: Was will man mehr: Naturkulisse mit hohen Bergen, Sandstrand, türkises Wasser und dazu noch sichere Bedingungen mit frühsommerlichem Nordostwind, der sideon kommt.

Cesantes: Der wohl berühmteste Flachwasserspot an Galiciens Nord-Südküste nordlich von Vigo. Wahrzeichen ist die Brücke für die Verbindungsstraße nach Santiago. Beliebt ist die Bucht wegen ihrer sommerlichen Thermik zwischen drei und vier Windstärken (große Schirme sind hilfreich). Die typischen galicischen Nordost-Winde kommen hier über Land und sind deshalb böig. Bei Ebbe gibt es in der Bucht einen größeren Stehbereich. Das Ambiente würde an heimische Binnenseen erinnern, wären da nicht die kleinen Fischerbötchen, die am Spot vor Anker liegen, und die gewaltige Brücke von Vigo. Der Ausflug nach Vigo lohnt – nicht nur wegen des bedeutendsten Fischereihafen Europas. Auch die Altstadt entzückt mit verwinkelten Piratengässchen.

Playa América: Unweit der portugiesischen Grenze liegt ein geschützter Sandstrand, der im Sommer allerdings knackevoll ist. Thermischer Wind bläst auch hier böig über die Bucht.

Santa Cristina: Ein sehr beliebter und im Sommer voller Freeride- und Anfänger-Spot an einem breiten Sandstrand.

Rio Anllóns: Ein nicht überlaufener Spot mit Lagune mit langem Marsch zum Strand.

Traba: Ein langer Sandstrand westlich von A Coruña. Bei Nordwest-Dünung werden die Wellen Mast-hoch.

Os Muniños: Beim Dorf Muxia liegt ein reizvoller Kitebeach mit gutem Wind auch im Sommer.

Corrubedo, A Ladeira: Der Wind wird thermisch verstärkt, die Landnase schafft flaches Wasser.

Bamio: Wieder ein Tip für Freerider und Anfänger: Hier gibt es sogar einen Stehbereich, der rund um Lowtide funktioniert.

Lurido: Am Ende einer Meeresbucht liegen schöne Flachwasserbereiche und Lagunen, die von einem mäßigen thermischen Wind bedient werden.